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Die Pädagogik der 50er Jahre war konservativ ausgerichtet. Erika Biehl besuchte im Schuljahr 1952/53 die Mädchenrealschule in Stuttgart. Ihr sorgfältig geführtes Heft aus dem Fach Erziehungslehre bietet uns heute einen unverfälschten Einblick in die Moralvorstellungen der Adenauerzeit.
In seiner Gemütstiefe hat
der Deutsche seinem Daheim eine ganz besondere Liebe und Sorge
geschenkt. Das deutsche Heim war immer gekennzeichnet durch Sauberkeit,
Ordnung und Gemütlichkeit. Da dürfen nicht fehlen:
Gediegene Holzmöbel, die der Stube das Gepräge des
Festgefügten geben, das weiche Sofa zum behaglichen Ruhen, die
warme Ofenecke zum gemütlichen Plaudern, der Lehnstuhl. Die
Fröhlichkeit im deutschen Heim: Blumen, helle
Vorhänge, lustigbunte Farben, Musik. Das deutsche Heim ist
gekennzeichnet durch Religiösität. Seit Jahrhunderten
hat der Herrgottswinkel seinen Ehrenplatz.
Raumgestaltung in der jetzigen Wohnungsnot ist schwer. Aber gerade diese Not hat gezeigt, wie Liebe erfinderisch macht. Viele unserer tüchtigen Hausfrauen haben im kleinsten Raum, in der bescheidensten Ecke ein Heim geschaffen, das traut und warm alle zusammenschließt. Aus Trümmern und Resten aller Art wurden sie notwendigsten Hausgeräte hergestellt. Aus Altem ist Neues geworden. Für die Einteilung der Räume gilt im allgemeinen: nur keine größeren Zweckräume.
Das Wohnzimmer soll wohnlich und heimelig sein. Dazu gehören eine eigene Familientischecke, Fensterpartie mit Arbeitstischchen, gemütliche Ecke (Leselampe), Sofa. Gelbe Tönung der Wände: heiter, angenehm, so, als ob des Himmelslicht hereinblicke. Grün belebt, trägt einen frischen Ton, der an das Sitzen unter einem Laubdach erinnert. Auch die Wohnküche kann recht gemütlich gestaltet werden. Das Schlafzimmer: Vor allen Dingen luftig, schlichte Möbel; blau gibt ein weiträumiges Gefühl, es kann kleine Zimmer dehnen und im Schlafraum das Gefühl des Untermhimmelruhens geben. Die Küche: Sauber, ordentlich, zweckmäßig eingerichtet, so daß Arbeit und Schritte erspart werden (Herd und Spültisch).
Den Kindern soll man den sonnigsten
und luftigsten
Raum geben. Das Kleinkind braucht ein Spielplätzchen, in dem
es
unbehelligt nach Herzenslust spielen kann. Das
größere
benötigt einen Arbeitsplatz, an dem es ungestört
seine
Aufgaben machen kann. Eine sogenannte gute Stube gibt es heute nicht
mehr. Die Möbel sind einfach und gediegen. Nicht die
Zierlichkeit
uid Menge machen den Raum angenehm, sondern
ihreÜbereinstimmung in
Farbe und Form, ihre zweckmäßige Verteilung. Auch
alte
Familienerbstücke lassen sich gut in eine moderne Wohnung
einbauen. Die Gardinen sollen von der Außenwelt
abschließen; sie sollen die Heimeligkeit erhöhen und
dem
ganzen Bild einen Rahmen geben. Man verwendet waschbare, leicht
durchlässige Gardinen und meistens bunte, leuchtende
Übergardinen.