PÄDAGOGIK

Die Grundfragen der Pädagogik

Die Schule
Lehrer Lämpel (Wilhelm Busch)
Johann Amos Comenius
Johann Heinrich Pestalozzi
Peter Petersen
Platon
Jean-Jacques Rousseau
Maria Montessori
Rudolf Steiner
Alexander Sutherland Neill

Wie erzieht man einen Menschen? Zur Zeit des Pädagogen Comenius machte man sich darüber wenig Gedanken, denn es wütete der 30-jährige Krieg über Europa. Für Comenius aber war gerade dieser Gewaltausbruch ein Anlass, sich über pädagogische Fragen Gedanken zu machen. Nach seiner Ansicht sollte der Mensch möglichst schon in jungen Jahren zur Friedfertigkeit erzogen werden. Deshalb setzte Comenius sich für die allgemeine Schulpflicht ein, und schuf eigenes Unterrichtsmaterial, um das Lernen zu erleichtern. Doch damit hatte er noch nicht die pädagogische Grundfrage gelöst: Soll der junge Mensch zu einem nützlichen Mitglied der bestehenden Gesellschaft werden oder soll er zur Mündigkeit und Selbstbestimmung gelangen? Ob diese beiden Ziele miteinander vereinbar sind, ist seit jeher Gesprächsstoff für Generationen von Pädagoginnen und Pädagogen. Durch die Jahrhunderte entwickelten um diese Frage verschiedene Sichtweisen, stets im Kontext mit den gesellschaftlichen Gegebenheiten und politischen Strömungen der Zeit.

Die Pädagogik beginnt bei Platon

kurse
Die Jenaplan-Schule
Märchen
Abendländische Universität
Die Adenauerzeit

Doch die wirkliche Begründung der Pädagogik fand schon in der Antike statt. Als Urvater gilt der Philosoph Platon. Um seine philosophischen Ideen zu lehren und seinen Staat zu verwirklichen, brauchte es eine pädagogische Unterstützung. Ganz in diesem Sinne forderte auch Rousseau, der Autor des Erziehungsromans Émile, die reflektierte Hinwendung zur Pädagogik:
"Um eine Vorstellung von der öffentlichen Erziehung zu bekommen, muss man Platons Staat lesen. Das ist kein politisches Werk, wie die Leute behaupten, die die Bücher nur nach dem Titel beurteilen: es ist die schönste Abhandlung über die Erziehung, die jemals geschrieben wurde."

Die Pädagogik als Wissenschaft

L. Komm her / Knab! lerne Weißheit.
S. Was ist das / Weißheit?
L. Alles was nöthig ist / recht verstehen / recht thun / recht ausreden.
S. Wer wird mich das lehren?
L. Ich / mit Gott.
S. Welcher gestalt?
L. Ich will dich führen durch alle Dinge / ich will dir zeigen alles / ich will dir benennen alles.
S. Sehet / hier bin ich! führet mich / in Gottes Namen!
...

L. = Lehrer
S. = Schüler

Aus dem "Orbis Sensualium Pictus" von Johannes Amos Comenius, Nürnberg 1658

Freilich war der Individualist Rousseau kein Freund der pädagogischen Institutionen, wie zuvor Comenius. Letzterer hatte sich schon im 17. Jahrhundert für geradezu revolutionäre Grundsätze stark gemacht. So warb er zum Beispiel für gleiche Bildungschancen für Jungen und Mädchen, ungeachtet ihres Standes. Aus seiner "Didactica Magna" (Große Unterrichtslehre) stammt folgendes Zitat:
"Schulen sind Produktionsstätten der Menschlichkeit, sofern sie bewirken, dass aus Menschen wirklich Menschen werden". Auch dieser Spannungsfeld zwischen freier Erziehung und Institutionalisierung gehört zu den Grundfragen der Pädagogik.
Das 18. Jahrhundert gilt gemeinhin als "Jahrhundert der Pädagogik", mit Pestalozzi als prominentestem Vertreter. Seine Elementarbildung und seine ganzheitliche Erziehung von "Kopf, Herz und Hand" setzte Maßstäbe für das 19. Jahrhundert.
Im beginnenden 20. Jahrhundert erfolgten unter dem Sammelbegriff der Reformpädagogik viele neue Impulse. Maria Montessori verfolgte das Ziel einer "Pädagogik vom Kinde aus". Peter Petersen formulierte mit dem Jena-Plan ein stark auf die Gemeinschaft ausgerichtetes Konzept. Alexander Sutherland Neill entwickelte den Gedanken der antiautoritären Erziehung, die auf die Förderung und Bestätigung der Individualität des Kindes ausgerichtet war. Alle drei gehören heute zu den Klassikern der Erziehungswissenschaft.