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Wie erzieht man einen Menschen? Zur Zeit des Pädagogen Comenius machte man sich darüber wenig Gedanken, denn es wütete der 30-jährige Krieg über Europa. Für Comenius aber war gerade dieser Gewaltausbruch ein Anlass, sich über pädagogische Fragen Gedanken zu machen. Nach seiner Ansicht sollte der Mensch möglichst schon in jungen Jahren zur Friedfertigkeit erzogen werden. Deshalb setzte Comenius sich für die allgemeine Schulpflicht ein, und schuf eigenes Unterrichtsmaterial, um das Lernen zu erleichtern. Doch damit hatte er noch nicht die pädagogische Grundfrage gelöst: Soll der junge Mensch zu einem nützlichen Mitglied der bestehenden Gesellschaft werden oder soll er zur Mündigkeit und Selbstbestimmung gelangen? Ob diese beiden Ziele miteinander vereinbar sind, ist seit jeher Gesprächsstoff für Generationen von Pädagoginnen und Pädagogen. Durch die Jahrhunderte entwickelten um diese Frage verschiedene Sichtweisen, stets im Kontext mit den gesellschaftlichen Gegebenheiten und politischen Strömungen der Zeit.
Doch die wirkliche Begründung der Pädagogik fand
schon in der Antike statt. Als Urvater gilt der Philosoph Platon. Um
seine philosophischen Ideen zu lehren und seinen Staat zu
verwirklichen, brauchte es eine pädagogische
Unterstützung.
Ganz in diesem Sinne forderte auch Rousseau, der Autor des
Erziehungsromans Émile,
die reflektierte Hinwendung zur Pädagogik:
"Um eine Vorstellung von der öffentlichen Erziehung
zu bekommen, muss man Platons Staat lesen. Das ist kein
politisches Werk, wie die Leute behaupten, die die Bücher nur
nach dem Titel beurteilen: es ist die schönste Abhandlung
über die Erziehung, die jemals geschrieben wurde."
L. = Lehrer
S. = Schüler
Aus dem "Orbis Sensualium Pictus" von Johannes Amos Comenius, Nürnberg 1658
Freilich war der Individualist
Rousseau kein Freund
der pädagogischen Institutionen, wie zuvor Comenius.
Letzterer hatte sich schon im 17. Jahrhundert für geradezu
revolutionäre Grundsätze stark gemacht.
So warb er zum Beispiel für gleiche
Bildungschancen für Jungen und Mädchen, ungeachtet
ihres Standes. Aus seiner "Didactica Magna" (Große
Unterrichtslehre) stammt folgendes Zitat:
"Schulen sind Produktionsstätten der
Menschlichkeit, sofern sie bewirken, dass aus Menschen wirklich
Menschen werden".
Auch dieser Spannungsfeld zwischen freier Erziehung und
Institutionalisierung gehört
zu den Grundfragen der Pädagogik.
Das 18. Jahrhundert gilt gemeinhin
als "Jahrhundert der Pädagogik", mit Pestalozzi als
prominentestem Vertreter. Seine Elementarbildung und seine
ganzheitliche Erziehung von "Kopf, Herz und Hand" setzte
Maßstäbe für das 19. Jahrhundert.
Im beginnenden 20. Jahrhundert erfolgten unter dem Sammelbegriff der
Reformpädagogik viele neue Impulse.
Maria Montessori verfolgte das Ziel einer "Pädagogik vom Kinde
aus". Peter
Petersen formulierte mit dem Jena-Plan ein stark auf die Gemeinschaft
ausgerichtetes Konzept. Alexander Sutherland Neill entwickelte den
Gedanken der antiautoritären Erziehung, die auf die
Förderung und Bestätigung der Individualität
des Kindes ausgerichtet war. Alle drei gehören heute zu den
Klassikern der Erziehungswissenschaft.