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Der zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Europa
aufgekommene Glaube an eine
scheinbar unbegrenzte Planbarkeit der Zukunft und die
Möglichkeit zur Lösung der Probleme der Menschheit
mittels einer besseren Bildung motivierte unterschiedlichste
Kräfte, sich über pädagogische
Veränderungen Gedanken zu machen. Die Vielzahl der
Strömungen, von denen manche bis
heute
wirksam sind und sogar eine kleine Renaissance erleben, werden unter
dem Begriff
Reformpädagogik
zusammengefasst. Das Einigende der Pädagoginnen und
Pädagogen dieser Epoche ist die Charakterisierung der
traditionellen Schule als eine Zwangsanstalt, die zugunsten
der Disziplin und der Vermittlung des Lernstoffes die
Persönlichkeit
der Schülerinnen und Schüler missachtet. Durch die
Fixierung auf das
Memorieren von
Daten und Fakten seien die jungen Menschen zur Passivität
verdammt. Der Lehrer erscheint den Reformpädagogen als
ein menschlich
verarmter Pauker, der mit der Rute vom Katheder aus sein allzu strenges
Regiment
führt.
Mit dem Buch "Das Jahrhundert des Kindes" trifft die schwedische
Pädagogin Ellen Key den Nerv der Zeit. Maria Montessori,
Rudolf Steiner, Peter Petersen und andere schaffen neue
pädagogische Ansätzen und
experimentierten
in der schulischen Praxis. Petersen
benennt seiner Theorie
in
Anlehnung an seine Wirkungsstätte als "Jena-Plan".
Peter Petersen ist seit 1920 Leiter
der Hamburger
Lichtwarkschule. In der Schülerschaft
dieser
renommierten Reformschule befinden sich Talente wie der
spätere
Bundeskanzler
Helmut Schmidt und seine Gattin "Loki". 1923 hat
Petersen den Ruf an den Lehrstuhl für Erziehungswissenschaft
der
Universität Jena angenommen. Als "Übungsparcour"
für die
zukünftigen Lehrer ist dort die universitätseigene
Schule
angegegliedert.
Ab 1924
beginnt er diese Einrichtung nach seinen Ideen umzugestalten.
Er führt
altersgemischte Gruppen statt den üblichen Jahrgangsklassen
ein und
erklärt das gegenseitige Helfen und voneinander Lernen zum
pädagogischen Prinzip: Die Jüngeren sollen von den
Älteren lernen, die
Unerfahrenen von den Erfahrenen. In
den "Mitteilungen der Erziehungswissenschaftlichen Anstalt der
Thüringischen Landesuniversität Jena"
präsentiert Petersen seine
pädagogischen Versuche einer interessierten Fachwelt und
Öffentlichkeit. Seine zahlreiche Vorträge und
Fortbildungsveranstaltungen für Lehrer locken Besucher aus
ganz
Deutschland und schließlich auch internationales Publikum an.
Petersens pädagogische Theorie erscheint unter dem Titel "Der
kleine
Jena-Plan",
und wird in zehn Sprachen übersetzt. Er pflegt zahlreiche
Kontakte zu
renommierten Universitäten in Europa und gegen Ende der 20er
Jahre auch
in Amerika.
Im Sommer 1928 hält er sich auf einer Vortragsreise
in den USA auf und lernt dabei auch den führenden
amerikanischen
Reformpädagogen John Dewey und dessen Theorie des Pragmatismus
kennen.
Dewey bestärkt Petersen in der Ansicht, dass die
Schüler am besten
durch einen handlungsorientierten Unterricht und durch die
Herausforderung an einem konkreten Projekt lernen können.
Petersen
absolviert mehrere USA-Reisen, ein Aufenthalt in Chile wurde
aber wegen Streitigkeiten mit dem dortigen
Unterrichtsministerium vorzeitig beendet. Im Sommer 1937 besuchte er
die Südafrikanische Union, den Vorläufer der heutigen
Republik
Südafrika.