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Die Kritik an der Person Peter Petersen bezieht sich in der Regel auf seine Rolle während der Naziherrschaft. Petersen war zwar selbst kein überzeugter Anhänger und auch kein Parteimitglied, rückte sein Schulkonzept aber doch in die Nähe der Ideologie einer starken Volksgemeinschaft, um seine Arbeit fortsetzen zu können. Auch tragen Dissertationen, die er als Professor betreute, die damals geläufige ideologische Handschrift. Nach dem zweiten Weltkrieg entließ die DDR-Regierung fast alle Jenaer Professoren, Petersen als Nicht-NSDAP-Mitglied durfte aber zunächst bleiben. Er beteiligt sich am Aufbau der neuen Sozialpädagogischen Fakultät in Jena, und gleichzeitig an der Integration der Franckeschen Stiftungen in die Universität Halle. Doch beliebt ist er bei den neuen Machthabern nicht, und es kommt zu Problemen mit dem von der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) abhängigen Volksbildungsministerium. Petersen versucht eine Fortsetzung seiner Karriere in Westdeutschland, wird aber auch hier wegen seiner politisch belastenden Äußerungen und Tätigkeiten zur Zeit des Nationalsozialismus zurückgewiesen.
Petersen stellt die Gemeinschaft über den Einzelnen. Dieser hat eine feste Position innerhalb der Gemeinschaft und ordnet seinen Eigenwillen dem Gemeinschaftswillen unter. Der Lehrer wird als Führungspersönlichkeit gesehen, und dies nicht nur im institutionellen Sinne. Das kritische, selbstständige Denken tritt also bei Petersen nicht eben in den Vordergrund. Dies macht die Pädagogik Petersens wenig immun gegen Begehrlichkeiten von politischen Ideologien.
Petersen hat im Gegensatz zu vielen anderen reformpädagogischen Theoretikern kein schwärmerisches, sondern ein realistisches Bild der Möglichkeiten und Grenzen pädagogischen Handelns. Die Jenaplan - Pädagogik baut auf einem christlichen Fundament auf und ist auf die menschlichen Werte Güte, Liebe, Mitleid, Andacht und Ehrfurcht ausgerichtet. Sie ist nicht elitär, sondern auf alle Menschen ausgerichtet, schließt also die Menschen am Rande der Gesellschaft nicht aus. Sie integriert die Eltern, schafft innerschulische Mitbestimmung und ist auch dazu bereit, ihre Methodik zu reflektieren und zu hinterfragen.
Als
Hochschullehrer und Erziehungswissenschaftler setzt Petersen wichtige
Impulse. Er fördert die akademische
Lehrerausbildung
und die Erziehungswissenschaft als autonom begründete
akademische
Disziplin. Durch die periodische Veröffentlichung der
Entwicklung seiner Reformschule regt er die wissenschaftliche Reflexion
pädagogischer Prozesse an. Petersen
leitet
Fortbildungen für Lehrerinnen und Lehrer unter dem heute
selbstverständlich klingenden Titel
"Pädagogische Wochen", und dies über einen langen
Zeitraum von 1926 bis in die Nachkriegszeit. Dabei werden
Unterrichtsbesuche integriert, Theorie und Praxis also miteinander
verzahnt.
Die Lehrerbildung ist auch noch im
Nachkriegsdeutschland eine lange Zeit die
Angelegenheit spezieller
Lehrerbildungsanstalten, der Pädagogischen Hochschulen.
Heute ist sie in fast allen Bundesländern Teil des
akademischen
Betriebs, und eng mit der Erziehungswisenschaft verbunden.
Petersens Impulse haben hierzu einen wichtigenTeil
beigetragen.