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Jede pädagogische Theorie und Praxis basiert, offen dargelegt oder implizit, auf einem bestimmten Menschenbild. Leider ist diese Grundlegung nicht immer sofort ersichtlich. Denn wer sich darüber Vorstellungen macht, was aus dem Menschen werden soll, dem das Glück von Erziehung und Bildung widerfährt, er sollte sich über sein Menschenbild im Klaren zu sein. Es wäre unredlich, eine bestimmte Methode nur deshalb anzuwenden, weil sie in der Praxis leicht handzuhaben ist, denn die körperliche Züchtigung ist dies ebenfalls. Wichtiger ist es, ob Freiheit, Vernunft und Verantwortung gefördert werden sollen oder Unterordnung und Irrationalität. All dies sind Fragen der pädagogischen Anthropologie.
Die Pädagogik "vom Kinde aus" ist eines der Schlagwörter der reformpädagogischen Bewegung. Wer ist aber dieses Kind, um das sich alles drehen soll? Bei der schwedischen Reformpädagogikn Ellen Key ist das Kind endlich kein kleiner Erwachsener mehr, sondern Selbstzweck, die Kindheit ein eigenes, schützenswertes Lebensstadium. Die Kindheit wird zu dieser Zeit von der Reformpädagogik neu definiert. Montessori sieht in jedem einzelnen Neugeborenen gar einen Heilsbringer für die Menschheit. Etwas nüchterner verhält sich dies bei Peter Petersen, der weniger schwärmerisch veranlagt ist und es für wichtiger erachtet, aus Kindern vernünftige Erwachsene zu machen. Das einzelne Kind in den Mittelpunkt zu stellen und die Welt ganz nach ihm auszurichten erscheint ihm abwegig. Er ist der Überzeugung, dass der Mensch erst durch Erziehung zum eigentlichen Menschen wird, und hierbei alle Beteiligten mitarbeiten müssen.
Petersen
hat einen sehr ausgeprägten und positiv besetzten
Gemeinschaftsbegriff. Seine Ideale begründen sich auf der
Annahme einer eine "urgemeinschaftlichen Verbundenheit" und
Bruderschaft zwischen den Menschen. Den Individualismus und den Liberalismus lehnt
er daher ab. Gleichzeitig steht er Staat und Kirche
distanziert gegenüber und will eine Schule als
autonome, wenn
auch öffentliche Einrichtung.
Besonders
wichtig ist ihm die Beteiligung der Eltern und die Einbeziehung aller
Schüler, ohne Rücksicht auf ihre soziale Herkunft.
Sein Bild vom
einzelnen Menschen ändert Petersen mit steigendem Lebensalter.
Vor 1933
beschreibt er, in der christlichen Weltsicht verwurzelt, den Menschen
als von Natur aus gut. Dabei liegt ihm aber der schwärmerische
Ansatz
anderer Reformpädagogen weit fern, Petersen orientiert sich
am
"pädagogischen Realismus", wie er ihn etwa bei Pestalozzi
gefunden
hat. Nach der Nazizeit, und wohl auch in Anbetracht seines eigenen
persönlichen Versagens durch sein Arrangement mit den
NS-Machthabern,
relativiert er seinen ursprünglichen Optimismus.