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Die Archäologie oder Altertumswissenschaft beschäftigt sich mit den Zeugnissen menschlicher Kultur der vergangenen Epochen. Dabei ist sie eng mit der jeweiligen Literatur und Kunst verflochten. Aus der Welt des Mythos (griech. Geschichte, Erzählung) schöpft sie Informationen, interpretiert diese und versucht mit Hilfe von Ausgrabungen den Wahrheitgehalt oder Logos (griech. Vernunft, Lehre) herauszufiltern.
Die Klassische Archäologie beginnt mit der Erforschung der Wurzeln abendländischer Kultur im antiken Griechenland. Die Quellen dieser Kultur, Homers Ilias und Odyssee, galten lange Zeit als reiner Mythos. Erst mit den Ausgrabungen des Abenteurers und Archäologen Heinrich Schliemann bekamen die Geschichten um das trojanische Pferd wieder einen realen Kern. Ausgehend von den Schilderungen Homers konnte Schliemann die Vermutungen des Briten Frank Calvert bestätigen: Der Originalschauplatz des Krieges um Troja liegt unter dem Hügel Hissarlik in Kleinasien. Schliemann entdeckte in sieben Grabungskampagnen Messer, Lanzen, Streitäxte, Reliefs, Münzen, Tonbehälter, die Ringmauer um Troja und schließlich zahlreichen Schmuck, den er fälschlicherweise als "Schatz des Priamos" identifizierte. Auch sein weiteres Lebensziel, die Entdeckung der Totenmaske des Agamemnon, bliebt Schliemann verwehrt. Doch Schliemanns Entdeckung von Troja ist heute in der Fachwelt anerkannt. Seine Grabungsmethoden werden allerdings als barbarisch charakterisiert, da er viele wichtige Spuren unwiederbringlich zerstört hat. Schliemann hatte eine 14 Meter tiefe Schneise in den Hügel getrieben, Teile eines Tempels sprengen lassen und seinen Arbeitern Steine vom Fundort als neues Baumaterial überlassen.
1821 löste Francois Champollion das Rätsel um den "Stein von Rosetta". Der Text darauf wurde in Griechisch, Demotisch und als Hieroglyphen eingehauen. Die Entzifferung der Hieroglyphen beförderte die damals vorhandene Ägyptenbegeisterung zur Ägyptologie als wissenschaftliche Disziplin. Heute gibt es in Deutschland 15 Städte, in denen Ägyptologie gelehrt wird. Das Studium beinhaltet eine Vielzahl von Aspekten der altägyptischen Hochkultur und ist mit Fächern wie Archäologie, Philologie, Kunstgeschichte, Wirtschafts- und Sozialgeschichte und Religionswissenschaft verknüpft. Die Zeitraum des Alten Ägypten erstreckt sich vom 4. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung bis zur arabischen Eroberung im 7. Jahrhundert nach Christus. Der erste Lehrstuhl für Ägyptologie wurde in Berlin 1864 eingerichtet. Der Lehrstuhlinhaber Karl Richard Lepsius leitete zuvor die Ägypten - Expedition für König Friedrich Wilhelm IV.
Obwohl die Archäologie auch
heute noch liebevoll als "Spatenzunft" bezeichnet wird, ist sie
längst eine moderne Wissenschaft, die sich verschiedener
geistes- und naturwissenschaftlicher Methoden bedient, um immer mehr
schwarze
Flecken von unserem Wissen über vergangene Kulturen
verschwinden zu lassen.
Die Ausgrabung ist jedoch nach wie vor die wichtigste
archäologische
Methode. Zu ihr gehören neben Spaten und Kelle auch
Zeichenblock und Kamera. Denn schon mit der Bergung eines
Fundstücks wird ein
Teil der Fundstelle für immer verändert: Die Lage
einer Grabbeigabe muss aber auch nach ihrer
Enfernung aus dem Fundort rekonstruierbar sein.
Mit der 1949 entwickelten
C-14-Methode ist es möglich, genaue Altersbestimmungen der
Artefakte (so nennen Archäologen ihre Fundstücke)
durchzuführen.
Die experimentelle
Archäologie versucht, historische Situationen nachzubilden.
Berühmtes Beispiel sind die Reisen von Thor Heyerdahl, der mit
seinem Floß Kon-Tiki auf dem Pazifik segelte, um die
Hochseetüchtigkeit früher Schiffstypen unter Beweis
zu stellen. Die Luftbildarchäologie identifiziert anhand von
landschaftlichen Auffälligkeiten die Spuren
frühzeitlicher Besiedlungungen. Schon der unterschiedliche
Bewuchs in einem Getreidefeld kann ein Hinweis auf Mauerreste sein.