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Die Pädagogik der Ära Adenauer war konservativ geprägt. Erika Biehl besuchte im Schuljahr 1952/53 die Mädchenrealschule in Stuttgart. Ihr sorgfältig geführtes Heft aus dem Fach Erziehungslehre bietet uns heute einen unverfälschten Einblick in die Moralvorstellungen der Nachkriegszeit. Das Leben in der Adenauer-Ära kannte eine klare Rollenverteilung der Geschlechter. Der Frau waren engen Grenzen gesteckt. Als Gattin und Mutter drehte sich ihr Leben ganz um die familiären Verpflichtungen. Oberste Tugenden waren Disziplin und Fleiß, Sauberkeit und Ordnung. An eine Berufstätigkeit war schwer zu denken. Beruf und Familie galten als schlichtweg unvereinbar.
Sie gestaltet die Wohnung zum trauten Heim. Sie sorgt für die Gesundheit der Ihrigen: Kost, Sauberkeit, vernünftige Körperpflege, Sorge für Ruhe und Erholung, und sie erhält durch umsichtige Wirtschaftsführung, durch Fleiß und Sparsamkeit auf allen Gebieten, durch planvolle Einteilung von Zeit, Kraft und Geld den Wohlstand der Familie.
Von ihrer Tüchtigkeit, ihrem
Fleiß hängt nun in großem Stil die
Zufriedenheit und das Glück der Familie ab. Der Mann ist
zufrieden, wenn er nach der Tages Last ein geordnetes Haus vorfindet,
er bleibt gerne daheim, die Kinder fühlen sich geborgen, die
Töchter werden durch das Beispiel der Mutter häuslich
erzogen.
Der größte Teil des Volksvermögen geht
durch die Hand der Hausfrau. Welch großen Dinest leistete die Hausfrau für einen
gesunden wirtschaftlichen Aufbau unseres Volkslebens? Sie kann
beitragen zur Verständigung der Menschen untereinander, zum
Frieden in der Familie, zum Frieden in der Volkswirtschaft.
Treueste Lebensgefährtin,
alle
Wechselfälle des Lebens teilt sie mit dem Gatten, zeigt
Interesse
für seine Berufsarbeit, gütig verstehend, geduldig
schweigend
, klug redend, liebevoll tröstend. Die Mutter ist Mittelpunkt
des Familienlebens. Sie ist die beste Erzieherin des Kindes. Die
Mutter muß in der Familie wie ein Priester sein. Sie
betet mit dem Kind, sie geht mit ihm am Sonntag zum Gottesdienst. Es ist schade, daß unsere Zeit die Frau oft zwingt, einen
Nebenberuf zu ergreifen, zumal er leider oft zum Hauptberuf wird,
schwere Schäden erwachsen daraus: Für die Frau selbst
durch
die Überbürdung vorzeitiger Kräfteverbrauch
und
seelische Müdigkeit. Für die Familie: Ein ungemütliches, ungepflegtes
Heim, daraus
Flucht der Familienmitglieder. Für die Kinder Verlassenheit,
Verwahrlosung. Maßnahmen zur Besserung dieses
Übelstandes
sind: Säuglingsheime, Kindergärten, Kinderhorte.