Pädagogik
Teil 9

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Die Pädagogik der Adenauerzeit (9): Die Frau in der Familie
Wahrheit und Lüge | Gehorsam | Erziehungsziele | Soziales Verhalten | Familienkunde | Volk, Staat und Kirche
Familiengründung | Die Ehe | Frau in der Familie | Frau in der Gesellschaft | Hausfrau | Sexualpädagogik

Die Erziehungslehre der Adenauerzeit

Pädagogik der Adenauerzeit
Erziehungslehre 1952/53
Bild: Erika Biehl

Die Pädagogik der Ära Adenauer war konservativ geprägt. Erika Biehl besuchte im Schuljahr 1952/53 die Mädchenrealschule in Stuttgart. Ihr sorgfältig geführtes Heft aus dem Fach Erziehungslehre bietet uns heute einen unverfälschten Einblick in die Moralvorstellungen der Nachkriegszeit. Das Leben in der Adenauer-Ära kannte eine klare Rollenverteilung der Geschlechter. Der Frau waren engen Grenzen gesteckt. Als Gattin und Mutter drehte sich ihr Leben ganz um die familiären Verpflichtungen. Oberste Tugenden waren Disziplin und Fleiß, Sauberkeit und Ordnung. An eine Berufstätigkeit war schwer zu denken.  Beruf und Familie galten als schlichtweg unvereinbar.

Die Frau in der Familie

Sie gestaltet die Wohnung zum trauten Heim. Sie sorgt für die Gesundheit der Ihrigen: Kost, Sauberkeit, vernünftige Körperpflege, Sorge für Ruhe und Erholung, und sie erhält durch umsichtige Wirtschaftsführung, durch Fleiß und Sparsamkeit auf allen Gebieten, durch planvolle Einteilung von Zeit, Kraft und Geld den Wohlstand der Familie.

Für die Familie

Das Schulheft als Quelle...

Dieser Kurs verzichtet bewusst auf die sonst üblichen didaktischen Elemente. Stattdessen wurde das gesamte Schulheft des Faches Erziehungslehre originalgetreu abgeschrieben und an einigen wenigen Stellen orthographisch überarbeitet. 

Im Kontext mit der aktuellen Werte- und Erziehungsdebatte nach den Amokläufen in Erfurt und Winnenden wird heute vielfach nach pädagogischen Rezepten aus der Vergangenheit gerufen. Das Schulheft gewährt einen authentischen Einblick in die pädgogischen Ziele, die  Methoden und das zugrunde gelegte Menschenbild der Nachkriegs - Ära.

Von ihrer Tüchtigkeit, ihrem Fleiß hängt nun in großem Stil die Zufriedenheit und das Glück der Familie ab. Der Mann ist zufrieden, wenn er nach der Tages Last ein geordnetes Haus vorfindet, er bleibt gerne daheim, die Kinder fühlen sich geborgen, die Töchter werden durch das Beispiel der Mutter häuslich erzogen.

Der größte Teil des Volksvermögen geht durch die Hand der Hausfrau. Welch großen Dinest leistete die Hausfrau für einen gesunden wirtschaftlichen Aufbau unseres Volkslebens? Sie kann beitragen zur Verständigung der Menschen untereinander, zum Frieden in der Familie, zum Frieden in der Volkswirtschaft.

Die Gattin und Mutter 

Treueste Lebensgefährtin, alle Wechselfälle des Lebens teilt sie mit dem Gatten, zeigt Interesse für seine Berufsarbeit, gütig verstehend, geduldig schweigend , klug redend, liebevoll tröstend. Die Mutter ist Mittelpunkt des Familienlebens. Sie ist die beste Erzieherin des Kindes. Die Mutter muß in der Familie wie ein Priester sein. Sie betet mit dem Kind, sie geht mit ihm am Sonntag zum Gottesdienst. Es ist schade, daß unsere Zeit die Frau oft zwingt, einen Nebenberuf zu ergreifen, zumal er leider oft zum Hauptberuf wird, schwere Schäden erwachsen daraus: Für die Frau selbst durch die Überbürdung vorzeitiger Kräfteverbrauch und seelische Müdigkeit. Für die Familie: Ein ungemütliches, ungepflegtes Heim, daraus Flucht der Familienmitglieder. Für die Kinder Verlassenheit, Verwahrlosung. Maßnahmen zur Besserung dieses Übelstandes sind: Säuglingsheime, Kindergärten, Kinderhorte.


Morgen bei aphilia: Die Frau im öffentlichen Leben