Pädagogik
Teil 10

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Die Pädagogik der Adenauerzeit (10): Die Frau im öffentlichen Leben
Wahrheit und Lüge | Gehorsam | Erziehungsziele | Soziales Verhalten | Familienkunde | Volk, Staat und Kirche
Familiengründung | Die Ehe | Frau in der Familie | Frau in der Gesellschaft | Hausfrau | Sexualpädagogik

Die Erziehungslehre der 50er Jahre

Pädagogik der Adenauerzeit
Erziehungslehre 1952/53  
Bild: Erika Biehl

Die Pädagogik der Adenauerzeit war  konservativen ausgerichtet. Erika Biehl besuchte im Schuljahr 1952/53 die Mädchenrealschule in Stuttgart. Ihr sorgfältig geführtes Heft aus dem Fach Erziehungslehre bietet uns heute einen unverfälschten Einblick in die Moralvorstellungen der Nachkriegszeit. 

Die Frau im öffentlichen Leben - die berufstätige Frau

Auch außerhalb der Familie im öffentlichen Leben findet die Frau ein reiches Arbeitsfeld, zahlreiche Berufe, die ihrer Eignung und Neigung entsprechen, die den nötigen Lebensunterhalt bieten. Seit die Frau in Handwerk und Industrie, in Gewerbe und Handel, in Verwaltungen und in Behörden schafft, zeigt sich immer wieder, welch unentbehrliche , schätzungswerte Arbeitskraft sie ist.
Besondere Bedeutung gewinnen für Mädchen und Frauen jene Berufe in welchen sich die Eigenart der Frau - ihre Mütterlichkeit - am reichsten entfalten kann.

1. Die häuslichen Berufe
als Stütze und Hilfe im fremden Haushalt, in Kinderheimen, Sanatorien, Diätküchen
2. Die pflegerischen Berufe
Dienst am Kind, Dienst am kranken und alten Menschen, an armen Leuten, Dienst an der Jugend in Jugendpflege und Jugendfürsorge, Betreuung Schutzbedürftiger und Strafgefangener - das sind die Vorzugsgebiete der mütterlichen Frau
3. Die erzieherischen Berufe
als Erzieherin, Heimleiterin, als Lehrerin
4. Die sozialen Berufe
Gesundheitsfürsorge, Jugendfürsorge, Familienpflege, Mütterberatung, Mütterfürsorge, Berufsberatung, Flüchtlingsfürsorge, Bahnhofsmission, Rotes Kreuz.

Die Frau im Staat

Das Schulheft erzählt...

Dieser Kurs verzichtet bewusst auf die sonst üblichen Erklärungen. Stattdessen wurde das gesamte Schulheft des Faches Erziehungslehre originalgetreu abgeschrieben und an einigen wenigen Stellen orthographisch überarbeitet. 

Im Kontext der aktuellen Wertedebatte wird heute vielfach nach pädagogischen Rezepten aus der Vergangenheit gerufen. Das Schulheft gewährt einen realistischen Einblick in die pädgogischen Ziele, die Methoden und das Menschenbild der Pädagogik in der Ära Adenauer.

Jede Frau hat auch dem Staat gegenüber wichtige Aufgaben zu erfüllen. Als Mutter denkt sie in der Erziehung auch an den künftigen Staatsbürger, pflegt Ehrfurcht vor der Weltobrigkeit, erzieht zum sozialen Verhalten und Gehorsam, weckt und stärkt Liebe zur Heimat und zum Vaterland. "Zu Hause muß beginnen, was leuchten soll im Vaterland". Die Frau soll sich auch interessieren, Verständnis zeigen für das politische Geschehen in ihrem Volk, gewissenhaft ihre Wahlpflicht erfüllen, an verantwortungsviollen Posten stehend (Bundestag, Landtag) wird sie vor allem die gerechten Belange der Frau vertreten, sich einsetzen für friedvolles Zusammenarbeiten, für Förderung der kulturellen Aufgaben eines Volkes. Immer wird es schönste Aufgabe der Frau sein, Frieden zu bringen, Wunden zu heilen, Licht und Wärme an jede Arbeitsstätte zu tragen.

Die Frau in der Kirche - Aufbau eines eigenen Heimes

Die Kirche kennt und schätzt Wesen und Kraft der Frau und ruft sie in ihren Dienst: 1. Stellung der Frau im Christentum gegen über dem Heidentum. Frauenwürde. 2. Frauenarbeit  in der Kirche - durch die Arbeit ihrer Hände und durch Seelsorge.  Tätigkeit als Pfarrschwester, Laienkatechetin, Lehr- und Erziehertätigkeit in den Missionen, schriftstellerische Tätigkeit . Durch gutes Beispiel einer mutigen, christlichen Lebenshaltung. In unserer Zeit ist das besonders wichtig (Mode, Sport, öffentliche Sittenlosigkeit. Durch ihr Gebet hilft die Frau ihrem Volke. Erschütternd erleben wir in unserer Zeit, wie haltlos, entwurzelt, wie jedem Einfluß preisgegeben Menschen, vor allem junge Menschen sind, die kein Heim mehr haben und der Straße ausgeliefert sind: Ein schönes Heim aufzubauen, setzt eine innere Klarheit, eine Reife voraus. Wer sein eigenes Wesen noch nicht fassen und noch nicht beherrschen kann, wohnt noch am liebsten in dem Raum, den andere gestaltet haben.

Morgen bei aphilia: Das deutsche Heim