ARCHÄOLOGIE
TEIL 7

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Griechische Töpferkunst (7): Die soziale Stellung des Keramikers
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Die Keramiker

Der Beruf des Töpfers war in der Antike eine mühselige, schmutzige, hauptsächlich handwerkliche Arbeit, die zunächst nicht sehr angesehen war. Das „frohe Schaffen“ begann, wie es auch bei jedem anderen handwerklichen Beruf zu erwarten ist, am frühen Morgen. Auch war viel körperliche Kraft gefragt. Die verschiedenen Arbeitsprozesse waren mit vielen Sorgen verbunden, wie wir schon eingangs besprochen haben (siehe Kurs Nr. 2 und 3: Zur Herstellung griechischer Tongefäße).
Hier sei noch einmal auf den letzten Teil, das Brennen der Gefäße im Töpferofen, hingewiesen: Der Töpfer geriet in Gefahr, seine ganze Produktion auf einmal zu verlieren, wenn einmal auf das kleinste Detail nicht geachtet wurde. Von ihm wurde verlangt, mit großer Sorgfalt und Genauigkeit sowohl beim Töpfern als auch beim Malen vorzugehen. Dazu kam noch ein sehr eingeschränktes persönliches Leben. Dies versprach ihm kaum eine „athletische Tüchtigkeit“, die in der Antike eng mit der Lebensqualität zusammenhing. In einem Wort hieß „Töpfern“ (κεραμεúειν) hart zu arbeiten. Ein Anklang dieser harten Arbeit eines Töpfers spiegelt sich bei dem Lexikographen der Spätantike, Suda, unter dem Lemma „Töpfern“ (Suda s. v. κεραμεúειν: κοινς νtι  toυ  κατεργáζεσθαι) wider. Um den Sinn des „κεραμεúειν“ wiederzugeben, führt er als Synonym das Verb κατεργáζομαι an, um die mühsame, sorgfältige Arbeit des Töpfers anzudeuten. Sonst bleiben die antiken Quellen über Töpfer und ihr Handwerk recht wortkarg, was wiederum auf die allgemeine Geringschätzung des Berufs in der Antike zurückzuführen ist. 

Die Autorin

Die Autorin dieses Kurses ist Diplom Archäologin und hat im 2006 ihre Dissertation mit dem Thema "Artemis und der Weg der Frauen von ihrer Geburt bis zur Mutterschaft am Beispiel ihrer Kulte auf der Peloponnes" an der Philosophischen Fakultät I der Universität Würzburg abgegeben. Zu ihren Forschungsinteressen gehören: Griechische Heiligtümer, griechische Inschriften als Quellen zur Erforschung griechischer Religion und die soziale Stellung und das Rollenverhalten der Frau im öffentlichen und privaten Bereich im antiken Griechenland (Gender-Studies). Im Mai 2004 ist sie mit dem DAAD-Preis der Bayerischen Julius-Maximilians-Universität Würzburg für hervorragende Leistung ausländischer Studierender ausgezeichnet. Sie hat an vielen Ausgrabungen in Griechenland, darunter in Pella, der Hauptstadt des Königreiches Makedonien, teilgenommen. Seit 2003 ist sie Lehrbeauftragte für das Neugriechische am Institut für Klassische Philologie an der Universität Würzburg.

Die oben angeführte Stellungnahme der Töpferkunst gegenüber lässt sich auf die Lebensarten früherer Epochen zurückführen. In der homerischen Zeit gehörte dazu, dass die Hauswirtschaft dank der Sklavenarbeit ihre Bedürfnisse selbst abdeckte. Wohlhabende Landbesitzer beschäftigten eine Reihe von Sklaven, die sich in ihrem Landgut aufhielten, für die tägliche Versorgung des Haushaltes, von Lebensmitteln, Kleiderherstellung bis zu jeglicher Art von Gewerbe, unter anderem auch für die Versorgung mit Haushaltsgeräten. Außerdem kamen noch Wandertöpfer vor, die ihre Handwerkskunst sowohl bei Herrensitzen wie auch bei den kleinen Haushalten benachbarter Gemeinden gegen Bezahlung anboten.

Handwerkliche Arbeiten wurden als verächtlich betrachtet und den Tagelöhnern und Handwerkern überlassen. Für die aristokratische Oberschicht ziemte es sich nicht, sich handwerklich zu betätigen. Wirtschaftlich autark zu sein war das A und O. Auch die obere Bürgerschicht der griechischen Stadtstaaten lebte von Grundbesitz (Oliven-, Wein- und Getreideanbau, wie Viehzucht) und von den Diensten der sich in ihrem Besitz aufhaltenden Leibeigenen. Geld zu verdienen fiel den unteren Sozialschichten zu, während die vornehmen Schichten von den Gütern ihres Grundbesitzes lebten, da die Geldwirtschaft zu dieser Zeit noch nicht so verbreitet war. So ließen sie jegliche handwerkliche Arbeit den Sklaven oder Tagelöhnern. 

Das „Martyrium“ des Geldverdienens trifft auch der Zunft der Töpfer, die gezwungen waren, für den täglichen Broterwerb die meiste Zeit in ihrer Werkstatt zu verbringen. Neidisch blickten sie auf die Oberschicht, die im Gymnasium körperlich aktiv war und in der Palästra verkehrte. Schon aus rein finanziellen Gründen konnten sich die Töpfer solchen Aktivitäten nicht leisten. Um überhaupt leben zu können, mussten sie hart arbeiten. Doch die Zeiten änderten sich.

Morgen bei aphilia: Die Keramik als Weihegeschenk