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Eine beträchtliche Vielfalt von Gefäßformen sorgte in der Antike dafür, die Bedürfnisse des Alltages abzudecken. Nun gilt hier unsere Aufmerksamkeit der bemalten Keramik und ihrem ambivalenten Charakter, nämlich dem künstlerischen wie auch dem praktischen. Zweckform war kaum von Kunstform zu unterscheiden: Die Formen waren funktional aufgebaut, aber es ging dem antiken Menschen (sowohl dem Töpfer als auch dem Einkäufer) nebenbei auch um ihren künstlerischen Wert. Ob Feinkeramik wegen ihrer Kostbarkeit nur zur Schaustellung diente und folgerichtig ihr kein Gebrauchszweck zukam, lässt sich nicht aussagen. Benutzungsspuren sprechen wohl dagegen. Außerdem ist unter den bemalten Exemplaren mit Sicherheit eine Abstufung der keramischen Qualität zu beobachten. Es wurden selbstverständlich nicht nur edle, feine Produkte gefertigt, sondern auch sehr oberflächliche Massenware. Diese Abstufung belegt einerseits die verschiedenen Ansprüche der antiken Einkäufer, denen der Töpfer entgegenzukommen versuchte, andererseits auch die unterschiedliche künstlerische Begabung des jeweiligen Töpfers. Neben dem Kunstcharakter haben die Gefäße in der Antike auch einen anthropozentrischen Charakter. Dieser lässt sich in der Benennung der verschiedenen Teile der Gefäße, wie χεῖλος (Mündung), κοιλíα (Bauch), ὦμος (Arm) und ποúς (Fuß) erschließen. Der Töpfer stellt sich seine Schöpfung, das Gefäß, als einen Menschen vor. Somit zeigen sich Keramikwaren den plastischen Schöpfungen von Menschenfiguren vergleichbar.
Es kann wohl der Fall sein, dass eine bestimmte
Gefäßform eher den Werkstätten einer
bestimmten Landschaft zuzuschreiben ist, wie z. B. die Lakaina
(Trinkgefäß) in Lakonien
oder der Psykter (Kühlgefäß) (Abb. 1) in
Attika. Doch dürfen wir allgemein feststellen, dass
trotz der großen Anzahl antiker Töpfereien im
griechischen Raum und der morphologischen
Entwicklung einzelner Gefäßtypen ein allgemein
„Kanon“ bezüglich der
Gefäßformen zu
beobachten ist, dem die antiken Töpfer folgten.
Nicht nur antike Quellen berichten über die Benennung und
Verwendung der Gefäße in
der Antike. Selbst Aufschriften auf den Vasen tragen erheblich dazu
bei. Ein sehr
aufschlussreiches Material sind zudem nicht nur Darstellung auf den
Vasen, sondern auch auf
anderen antiken Gattungen, wie z. B. Weih- und Grabreliefs. Von diesem
reichen
Belegmaterial lassen sich zwei Punkte herausstellen: Erstens stehen
Gefäßnamen in enger
Verbindung mit ihrem einstigen Gebrauchszweck. Zweitens bilden
Vasenformen und
Bildschmuck eine untrennbare Einheit.
Um diese Themen am besten zu veranschaulichen, gehen wir an dieser
Stelle auf einzelne
Beispiele ein:
Der am meisten dem heutigen Museumsbesucher bekannte
Gefäßtypus ist die Amphora.
Die Bezeichnung Amphora bedeutet „der beidseitig tragbare
(αμφí +
φéρο) Krug“ und deutet
auf ihre zwei Henkel als Hauptmerkmal hin. Nach den antiken Quellen
dienten Amphoren zur
Aufbewahrung von Flüssigkeit (Wein, Öl, Milch, Wasser
und Honig) und Speisen (Getreide,
Früchte, Nüsse und eingesalzene Fische). Für
Flüssigkeiten waren eher die Spitzamphoren
geeignet: Ihr enger Hals lässt sich leicht und fest
verschließen. Für feste Konsistenzen waren
dagegen Amphoren mit breitem Mund und Deckel geeignet. Die Pelike war
ein Vorratsgefäß
mit breitem, standfestem Fuß zur Aufbewahrung von kostbaren
Salbölen. Ihr richtiger antiker
Name war Stamnos oder Stamnion. Zu den
Vorratsgefäßen
gehören auch große bauchige Töpfe
und Fäße, die sogenannten Pithoi.