PHILOSOPHIE
Lektion

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Die Epikureer (3): Götter und Tod

Kein Heros entrann dem Tode

Der Garten Epikurs
Die Epikureer - Gleichgültigkeit der Götter

"Nimm auch das folgende Wort bisweilen dir ernstlich zu Herzen:
Auch der vortreffliche Aeneus hat einst sein Auge geschlossen,
Der doch in vielem ein besserer Mann als du Arger gewesen;
Nach ihm sind noch viele der Fürsten und Herrscher gestorben,
Welche vor Zeiten die Reiche gewaltiger Völker regierten.

Selbst der Perser, der über die See einst bahnte die Straße,
Der Legionen geführt durch die wogenden Fluten des Meeres,
Der sein Fußvolk lehrte das salzige Naß zu beschreiten
Und es mit Rossen durchstampfte den brausenden Wogen zum Trotze,
Auch er schied aus dem Lichte und hauchte den Odem im Tod aus.

Scipios Sprosse, der Blitz in der Schlacht, der Schrecken Karthagos,
Gab die Gebeine der Erde, als war' er der niedrigste Diener!
Füge hinzu noch die Schöpfer der Wissenschaften und Künste
Und die Genossen der Musen, von denen Homer sich den Szepter
Einzig errang: auch er ruht schlummernd im Grab wie die andern!

Epikur Götter
Die Epikureer - Deutung der Welt aus dem Garten

Endlich wie ging's Demokrit? Als ihn die Gebrechen des Alters
Mahnten, daß matter nun werde des regen Gedächtnisses Pulsschlag,
Trug er von selbst sein Haupt freiwillig dem Tode entgegen.
Selbst Epikuros verschied, als des Lebens Fackel sich senkte,
Er, der mit seinem Genie das Menschengeschlecht überstrahlte
Wie die erwachende Sonne am Himmel das Sternengeflimmer.

Und du wolltest noch murren und heimzugehn dich bedenken?
Du, der lebendigen Leibes und sehenden Auges schon tot ist,
Der im Schlafe verbringt die größere Hälfte des Lebens,
Der selbst wachend noch schnarcht und Träume zu spinnen nicht aufhört,
Der sich beständig den Geist mit den nichtigsten Ängsten erreget,
Der auch häufig nicht weiß, was ihm fehlt, der in trunkenem Taumel
Elend sich überallher von tausend Sorgen bedrückt fühlt
Und unsicheren Schrittes im Irrsinn schweifend umherschwankt?"

Zitat aus "De rerum natura" von Lukrez

Der Tod betrifft uns nicht

Dante
Epikur
Platon
Raffael Sokrates
De rerum natura

Das von Lukrez in lateinischer Sprache geschriebene Lehrgedicht "Über die Natur" umfasst ungefähr 1000 Verse. Der römische Gelehrte  legt darin die epikureische Physik, Kosmologie, Theologie, Anthropologie und politische Theorie dar. Lukrez lebte im 1. Jahrhundert nach Christus und verhalf der epikureischen Schule mehr als 300 Jahre nach ihr Gründung zu einer Erneuerung. Ein großer Teil von Epikurs Schriften ist heute nicht mehr erhalten. Lukrez nimmt daher - wie einst Platon für Sokrates - die Rolle des Vermittlers ein.  

Der Tod ereilt alle gleich: Große Helden wie Aeneus und Scipio ebenso wie den gewöhlichen Leser, an den sich der Autor wendet. Selbst Demokrit, der unfreiwillige Mentor der epikureischen Schule (er lebte anderthalb Jahrhunderte vor Epikur) und der Begründer der Schule des Gartens müssen eines Tages die Welt verlassen. Sich um etwas zu sorgen, was alle gleich betrifft, ist weder notwendig noch vernünftig. Der Tod gehört in der epikureischen Schule zu den gleichgültigen Dingen. Er betrifft den Menschen nicht.

Die Furcht vor den Göttern ist unbegründet

(1) Lebe verborgen
(2) Lust und Maß
(3) Götter und Tod
(4) Stoa und Humanismus

Ihr Blick auf die Götter ist sehr eigensinnig. Von der Kirche des Mittelalters werden Epikur und seine Anhänger verfemt, denn man bezichtigte sie der Gottlosigkeit. Doch der Atheismus - Vorwurf trifft ins Leere. Die epikureische Schule streitet die Existenz der Götter nicht ab. Sie geht allerdings im Gegensatz zum Christentum davon aus, dass eine göttliche Fürsorge für die Welt schlichtweg nicht stattfindet. Die Götter sind aus epikureischer Sicht weder gut noch strafend, denn sie haben die Menschheit sich selbst überlassen. Für den Menschen heißt dies, dass er sich um das Jenseits keine Gedanken zu machen braucht - niemand wird nach seinem Tod über ihn richten. Für die christliche Lehre ist dies ein unerträglicher Gedanke. Dante wählt für Epikur in seiner um 1307 begonnenen göttlichen Komödie daher auch konsequenterweise einen nicht eben gemütlichen Ort aus - er lässt ihn in der Hölle schmoren.

Die Epikureer (3): Götter und Tod