PÄDAGOGIK
TEIL 4

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Die abendländische Universität: Die Neuzeit
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Die neuzeitliche Universität

Die Reformation hatte zwar den Geist beflügelt und die Deutungshoheit der römische Kirche aufgebrochen, doch die Glaubensspaltung verursacht der bis dato gesamteuropäischen Universitätsbewegung auch nicht zu unterschätzende Probleme. Zum einen ist die Lehre Luthers ganz generell an der Lebenspraxis ausgerichtet, sie propagiert nicht den akademischen Disput, sondern die eifrige Predigt. Zum anderen entstehen konfessionelle Universitäten, die ihre Lehre an der jeweiligen Glaubensrichtung ausrichten. Der Religionsstreit, der im 17. Jahrhundert zum 30-jährigen Krieg führt, legt seinen Schatten auch über die Universitäten. Erst im 18., dem "Philosophischen Jahrhundert", wird mit der Aufklärung und der beginnenden Säkularisation die Grundlagen einer geistig unabhängigen Universität geschaffen.

Die Bildungsreform in Preußen

Wilhelm von Humboldt
Martin Luther

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts leistete Wilhelm von Humboldt in Preußen ganze Arbeit. Der Diplomat, Staatsmann und Bildungsreformer organisiert nicht nur ein einheitliches und gegliedertes Schulsystem samt der Festschreibung einer akademischen Lehrerausbildung, er ist auch maßgeblich an der Gründung der Berliner Universität beteiligt, die später seinen Namen erhält. 

Die Universität des 20. Jahrhunderts

Wichtige Gründungen erlebt die deutsche Universitätslandschaft sowohl vor wie auch nach am Ende des 1. Weltkriegs. Frankfurt erhält 1914 akademische Weihen, Hamburg und Köln (wiedergegründet)  im Jahre 1919. Während der Zeit des Nationalsozialismus gehen die Studentenzahlen zurück, denn die Diktatur benötigt keine Denker, sondern politische Mitläufer. Trotz der humanistischen Fundierung der deutschen Universitäten gibt es aus dem akademischen Bereich kaum Widerstand gegen die neuen Machthaber. Nicht wenige Professoren und Studenten begrüßen die Diktatur, und viele Kritiker fliehen in die innere Emigration, schweigen also zur Gleichschaltung der Universitäten. Nach dem Krieg gibt es vor allem in den 60er-  und 70er Jahren eine Reihe von Neugründungen. Die Bildungslandschaft verändert sich, und das Studium wird zum Ziel für breite Bevölkerungsschichten. Auch Frauen, Arbeiterkindern und der Landbevölkerung soll der Zugang zur Hochschule ermöglicht werden.
Im Zuge der Studentenunruhen der 60er Jahre warnen konservative Bildungspolitiker davor, dass sich an den größeren Universitätskomplexen leicht politische Unruhen entzünden könnten. Als Folge werden neue, kleinere Universitäten gegründet, von deren Studentenschaft man einen weniger revolutionären Geist erwartet. Als diese fertiggestellt sind, ist die Revolte allerdings schon wieder vorbei. Im 21. Jahrhundert bestimmt der Bologna-Prozess die Neuausrichtung der europäischen Universitäten. Die italienische Stadt, Ort der ersten Universitätsgründung in Europa, steht Pate für die Harmonisierung der europäischen Universitätsabschlüsse und die Wiederbelebung des Gedankens einer einheitlichen europäischen Bildungslandschaft.





Universitätsgründungen
Ort Erstgründung
Marburg
1527
Jena
1558
Gießen
1607
Erlangen
1741
Münster
1780
Berlin HU
1810
Karlsruhe 1825
Dresden 1828
Stuttgart
1829
Aachen
1870
Frankfurt
1914
Hamburg
1919
Bochum
1962
Düsseldorf
1965
Konstanz
1966
Mannheim
1967
Bielefeld
1969
Augsburg
1970
Kaiserslautern
1970
Kassel
1970
Bremen
1971
Wuppertal
1972
Bayreuth
1975.
Passau
1978
Magdeburg
1993
Flensburg
1994
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