LITERATUR
TEIL 4

VON 4
Heinrich Heine (4): Die Matrazengruft
Lektion 1 | Lektion 2 | Lektion 3 | Lektion 4

Heines letzte Lebensphase

Heinrich Heine
Heinrich Heine und seine Zeit

Rückschau

Ich habe gerochen alle Gerüche / In dieser holden Erdenküche;
Was man genießen kann in der Welt / Das hab ich genossen wie je ein Held!

Hab` Kaffee getrunken, hab` Kuchen gegessen / Hab` manche schöne Puppe besessen;
Trug seid`ne Westen, den feinsten Frack / Mir klingelten auch Dukaten im Sack.

Wie Gellert ritt ich auf hohem Ross / Ich hatte ein Haus, ich hatte ein Schloss.
Ich lag auf der grünen Wiese des Glücks / Die Sonne grüßte goldigsten Blicks;

Ein Lorbeerkranz umschloss die Stirn / Er duftete Träume mir ins Gehirn,
Träume von Rosen und ewigem Mai / Es ward mir so selig zu Sinne dabei,

So dämmersüchtig, so sterbefaul / Mir flogen gebrat`ne Tauben ins Maul,
Und Englein kamen, und aus den Taschen / Sie zogen hervor Champagnerflaschen 

Das waren Visionen, Seifenblasen / Sie platzten - Jetzt lieg` ich auf feuchtem Rasen,
Die Glieder sind mir rheumatisch gelähmt / Und meine Seele ist tief beschämt.

Ach jede Lust, ach jeden Genuss / Hab ich erkauft durch herben Verdruss;
Ich ward getränkt mit Bitternissen / Und grausam von den Wanzen gebissen;

Ich ward bedrängt von schwarzen Sorgen / Ich musste lügen, ich musste borgen
Bei reichen Buben und alten Vetteln / Ich glaube sogar, ich musste betteln.

Jetzt bin ich müd` vom Rennen und Laufen / Jetzt will ich mich im Grabe verschnaufen.
Lebt wohl! Dort oben, ihr christlichen Brüder / Ja, das versteht sich, dort seh`n wir uns wieder.

Heinrich Heine 1851

Heinrich Heines Krankheit

Heinrich Heine

1843 publiziert Heine Atta Troll. Ein Sommernachtstraum und das Gedicht Nachtgedanken, 1844 folgen Deutschland. Ein Wintermärchen und die Sammlung Neue Gedichte. Doch Heine leidet unter schwerem Rheumatismus. Mit seinem Gesundheitszustand geht es ab 1845 rapide bergab. Im Mai 1848 bricht er im Louvre zusammen, die ärztliche Diagnose lautet Rückenmarkschwindsucht. In den Folgejahren ist er für eine immer längere Zeit ans Bett gefesselt, was er selbst schließlich als "Matratzengruft" bezeichnet.

Heines Grabinschrift und Vermächtnis

Die letzten Jahre Heinrich Heines

1851 erscheinen die Romanzero - gedichte und das Tanzpoem Der Doktor Faust. Im selben Jahre beginnt er auch mit seinen Memoiren.

1853 erscheinen die Vermischten Schriften in drei Bänden, die unter anderem seine Pariser Berichte Lutetia enthalten, die er für die Augsburger Allgemeine Zeitung verfasst hatte.

Am 17. Februar stirbt Heinrich Heine in Paris und wird nach drei Tagen auf dem Friedhof Montmatre beerdigt. 

Wo wird einst des Wandermüden
letzte Ruhstätte sein?
Unter Palmen in dem Süden?
Unter Linden an dem Rhein?

Werd` ich wo in einer Wüste
Eingescharrt von fremder Hand?
Oder ruh` ich an der Küste
Eines Meeres in dem Sand?

Immerhin! Mich wird umgeben
Gotteshimmel, dort wie hier,
Und als Totenlampen schweben
Nachts die Sterne über mir.

Heinrich Heine, 1797-1856
(Grabinschrift)

Heinrich Heine: Kursende