KUNST
TEIL 1

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Das Laientheater (1): Regie und Ensemle
Laientheater Regie | Requisiten und Kostüme | Stimme und Sprache

Der Unterschied zwischen Laientheater und großem Haus

Ein Laientheater soll in erster Linie den Darstellern und Zuschauern Spaß machen. Die Idee, sich mit einem großen Haus vergleichen zu wollen, bringt eher Probleme und Fruststrationen ins Ensemble. Zudem fehlt es meist an den nötigen Mitteln und Bühnentechnik, um mit professionellen Produktionen mithalten zu können.
Der Weg ist also schon das Ziel. Das Ausprobieren, und die Zeit vor der ersten öffentlichen Aufführung ist nicht nur Organisation und Einüben von Rollen, sondern auch Erfahrung der eigenen Persönlichkeit. Denn auch die Laiendarsteller haben mit den theaterüblichen Problemen zu kämpfen. Die Rollen wollen so verteilt sein, dass die Eitelkeiten der Darsteller nicht verletzt werden. Wer sich mit seiner Rolle nicht identifizieren kann, wir schnell zum "Textaufsager" und stellt damit für den Zuschauer auch die Glaubwürdigkeit der anderen Rollen in Frage.
Die Kostüme und Requisiten müssen herbeigeschafft und für das stück angepasst werden. Theaterarbeit ist Teamarbeit, und wo Menschen zusammen werkeln, sind Schwierigkeiten vorprogrammiert. Wer sich von diesen nicht irritieren lässt, wird während der Proben und natürlich auch nach der erfolgreichen Aufführung ein Glücksgefühl erleben. Für der Erarbeitung des Stückes gilt die Prämisse "Probieren geht über Studieren". Jede Szene kann durch unterschiedliche Interpretationen und Variationen eine neue Bedeutung gewinnen. Am besten notiert man für die Schlüsselszenen 2 oder 3 unterschiedliche Varianten, über deren Einsatz das Ensemble gemeinsam diskutieren kann. Die Qualität eines Theaterstücks ist wie die eines Films schon am Anfang erkennbar. Bereits vor dem ersten gesprochenen Wort müssen die Bilder und Menschen eine die Erwartung beim Zuschauer wecken: Das Kommende wird die Seele berühren.

Die Rolle des Regisseurs 

Geschichte des Laientheaters

Bis zum 19. Jahrhundert hatte das Laientheater eine große Bedeutung für alle Bevölkerungsschichten. Erst mit dem Aufkommen der  Nationaltheater und der damit verbundenen Aufwertung des Schauspielers als professionelle Tätigkeit verlor es seine umfassende Ausrichtung. Heute gibt es schätzungsweise 2000 Laien- oder Amateurtheater im deutschsprachigen Raum.

Der Regisseur sollte sich nicht zu viel zumuten, denn sonst spielt er schon vor der Premiere seine eigene tragische Rolle. Völlig tabu ist es für ihn, selbst noch auf der Bühne zu erscheinen, es sei denn um nach dem Stück ein bisschen Applaus zu erhaschen.
Mit seiner Aufgabe als Organisator, Kritiker und Entscheidungsträger ist er nicht zu beneiden. Vor allem muss er die Kunst des Delegierens beherrschen. Wo kein eigener Bühnentechniker bereit steht, wird er Nebendarsteller dazu verpflichten, an der richtigen Stelle den Knopf eines CD-Spielers zu drücken oder eine Kulisse zu wechseln. Er hat den Überblick für das Gesamte, muss sich auf sein Team verlassen könnnen und darf niemlas nicht in Hektik geraten. Auch hat er die Aufgabe, in kritischen Situationen einzugreifen. Szenen, die schon 20 mal unbefriedigend eingeübt wurden, gehören mit neuen Darstellern besetzt, umgeschrieben oder gestrichen. Ein fähiger Regisseur muss sich, falls nötige, auch gegen den Willen des Ensembles behaupten können. Ebenso ist die Zurücknahme eine wichtige Regietugend. Wo sich die Akteure in ihre Rolle hineinfühlen und sie mit Leben erfüllen, ist das "laufen lassen" besser als die ständige Kritik. 

Die ersten Szenen

Eine schlechte Idee ist es, gleich mit dem Stück zu beginnen. Zuvor gilt es, die grundlegenden schauspielerischen Techniken einzuüben. Dies beginnt mit dem Aufwärmen. Der Schauspieler braucht Distanz zum Alltag, zur Unmittelbarkeit des Lebens. Zum Einstieg wird ein Kartenspiel mit schönen bilder benötigt, es eignen sich sowohl 32er Skat, wie auch 52er Romme-Blätter. Die Bildkarten werden aussortiert und nach dem Zufallsprinzip an die Darsteller verteilt. Diese spielen die Bilder in verschiedenen Posen nach. Natürlich gibt sich die edle Herzdame anders als der Pik-Bube. Nicht schwer ist es, eine Figur frei zu interpretieren. Etwas anspruchsvoller ist es, ein Standbild, also eine "eingefrorene" Person darzustellen. Denn hier beginnt für die Darsteller bewusst oder unbewusst der so wichtige Bereich der Körpersprache und Mimik. Nach den Spielkarten kommen nun echte Regieanweisungen zum Einsatz. Die Darsteller erhalten als Einzelpersonen oder Gruppen konkrete Aufträge, das Spektrum reicht hierbei vom Darstellen eines Verkäufers auf dem Fischmarkt bis zur Simulation eines Fussballspiels.

Morgen bei aphilia: Requisiten und Kostüme