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Die Geschichte Spaniens ist
weit mehr
als nur Landesgeschichte. Auf der iberischen Halbinsel kreuzen
sich Kulturen, Religionen und Ideologien auf vielfältige und
nicht immer friedliche
Weise. Wer sich mit der Geschichte Spaniens befasst,
erhält einen kleinen weltgeschichtlichen Abriss
hinzu. Dieser kleine Kurs beginnt mit den Anfängen als
römische Provinz und führt über der
Auseinandersetzung der Religionen und die Zeit des spanischen
Kolonialreiches bis zum Bürgerkrieg und der
Wiedergewinnung der Demokratie.
Die natürliche Grenze Spaniens ist vor der Loslösung Portugals fast überall das Meer, nur im Nordosten gibt es mit dem Gebirgszug der Pyrenäen eine Landgrenze. Das Bild rechts zeigt die Rolandsbresche, die höchste Passverbindung zur iberischen Halbinsel. Nach dem Rolandslied hat es der Held mit seinem Wunderschwert Durendal in das Felsmassiv gehauen. Die mythische Figur Roland war der Lieblingsneffe Karls des Großen und soll aus Verzweiflung über den Ansturm der übermächtigen Sarazenen, die ihn in einen Hinterhalt gelockt hatten, diesen wuchtigen Schlag geführt haben. Seinen Mitstreitern ermöglichte er dadurch die Flucht. Er selbst stürzte sich anschließend in das Schwert. Nach seinem Tode bemächtigte sich der Erzengel Gabriel der Wunderwaffe und trug sie direkt in den Himmel empor.
Als eigenes, geschlossenes
Territorium wird das von den Völkern der
Kelten, Iberer und Tartessos
besiedelte Spanien erstmal seit den Römern verstanden. Die
römische Eroberung beginnt 197 v. Chr. im Süden rund
um Gibraltar während des 2. Punischen Krieges. Aus diesem
Gebiet entwickelt sich später die römische Provinz
Baetica. Später kommt die rohstoffreiche Provinz Lusitania
hinzu, die sehr
grob mit der heutigen Landfläche Portugals
übereinstimmt. Die dortigen Silber- und Eisenvorkommen werden
zum Machterhalt des Imperiums ausgebeutet. Tarraconensis, die dritte
Provinz, umfasst die übrige Halbinsel bis zu den
Pyrenäen hinauf. Bis zum Jahre 19 v. Chr. ist die
gesamte Halbinsel in römischem
Besitz. Die Provinzen sind dem Senat unterstellt und werden von
wechselnden Statthaltern regiert. Ihre Bewohner besitzen im Unterschied
zu den Italienern ein eingeschränktes
Bürgerrecht.
Im 3. Jahrhundert beginnt die
Krise Roms. Germanen und Sassaniden erschütterten das Imperium
von außen, Thronwirren, Korruption und immer höhere
Steuern von innen. Das römische Reich zerfällt im
Westen - im Osten wird
es als Byzantinisches Reich noch über 1000 Jahre existieren -
und die Zeit der Völkerwanderung beginnt. Um 400 n. Chr.
dringen Alanen, Sweben und Wandalen ein, müssen aber kurze
Zeit später vor den Westgoten flüchten. Im
Jahre 419 wird Spanien zu einem westgotischen
Königreich.
711 wird das westgotische
Königreich Spanien mit Ausnahme eines schmalen Streifens im
Norden
(Asturien) von den Arabern erobert. Die Omajaden,
eine aus dem Orient geflohene Herrscherdynastie,
errichtet 756 das Emirat von Cordoba. Von 929 bis 1031 existiert das
Emirat als islamischer Staat auf spanischem Boden und umfasst die
Halbinsel im Süden und in der Mittel. Spanien
erreichte dabei
eine Zeit der
wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und kulturellen Blüte.
Denn
das antike
griechische Erbe, einst aus Griechenland vertrieben und
im Orient
bewahrt, wurde durch die weltanschaulich toleranten omajadischen
Herrscher wieder nach Europa gebracht. Doch von Norden aus bildeten
sich christliche Herrschaften, u. a. in
Astrien, Kastilien, Galicien, Navarra, Leon und Aragon. Es ist die Zeit
der Klostergründungen. Das abgebildete Benediktinerkloster
Sant
Pere de Rodes ist urkundlich erstmals im 9. Jahrhundert
erwähnt,
die Fundamente gehen aber schon auf eine frühere Zeit
zurück.
Die zerklüfteten Pyrenäen bieten schon seit langem
ein
Refugium gegen die fremden Herrscher.
Schon seit 732, dem Jahr des Sieges von Karl Martell über die Mauren in der Schlacht von Tours und Poitiers, keimt die Idee der sogenannte Reconquista auf, der Rückeroberung und Rekatholisierung Spaniens. Als Zeichen der Bekräftigung des christlichen Glaubens werden später die Jakobswege gegangen. Nach der christlichen Überlieferung hat Jakobus der Ältere einst Spanien missioniert, und die Pilger gehen den Weg von Norden her über die Pyrenäen bis nach Santiago di Compostela. Der Mythos besagt, dass ich dort das Grab des Apostels befindet. Im hohen Mittelalter, also etwa von 1050 bis 1350 entwickelt sich eine regelrechte Pilgerbewegung. Es werden Herbergen gebaut, Kirchen und Kathedralen errichtet. Die Wege werden ausgebaut und befestigt. Das Bild rechts zeigt die Brücke von Bujaruelo am Jakobsweg.
Die Reconquista wird über
die
Jahrhunderte mit
unterschiedlicher Intensität betrieben, denn es
gibt immer
wieder Phasen des Ausgleichs der Kräfte zwischen Arabern und
Christen. Eine Brücke zwischen den Kulturen schlägt
im 12.
Jahrhundert der Philosoph Averroes, der die Werke von Aristoteles
kommentiert und für die christlichen Gelehrten
zugänglich
macht. Doch nach
dem
Zerfall des Emirats von Cordoba änderte sich die
Situation.
Als Wendepunkt wird die Schlacht von Navas de Tolosa angesehen, einer
der größten militärischen
Auseinandersetzungen des an
Schlachten nicht eben armen Mittelalters. Unter der Führung
von
Alfons VIII. von
Kastillien reiben die christlichen Heere der Königreiche
Aragón,
Kastilien und Navarra die muslimischen
Almohaden auf und die arabische Macht erholt sich von dieser
Niederlage nicht mehr. 1236 fällt Cordoba an die
Kastilier,
1248 folgt Sevilla. Eine muslimische Enklave bleibt die Region
um Granada, dort regierten seit 1230 die Nasriden als letzte islamische
Dynastie in Spanien. 1479 heiraten Königin Isabella I. von
Kastilien und Ferdinand II. von Aragon, vereinigen dabei ihre
beiden
Königreiche, und die iberische Halbinsel wächst zu
einem
einzigen
spanischen, katholischen Land mit Ausnahme von Grenada. 1492 wird auch
die letzte muslimische Enklave erobert. Die letzten Araber
werden ebenso wie die spanischen Juden, die sogenannten
Sefarden,
des Landes verwiesen und es beginnt mit der Entdeckung Amerikas eine
neue Epoche der Geschichte.