KUNST
TEIL 5

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Die digitale Kunst: Die Imitation analoger Techniken
Einführung | Relief | Muster | Farbänderungen | Imitation | Bewegung

Von der analogen zur digitalen Kunst

Mona Lisa
Die Mona Lisa als Hinterglasmalerei

Die Simulation analoger Techniken mit Hilfe des Computers ermöglicht es, den gesamten Herstellungsprozess eines Bildes neu zu definieren, ohne dabei das Motiv zu verändern. Aus einem Pop Art-Plakat wird durch die Bildbearbeitung ein Fresko, aus dem Kupferstich ein Aquarell und aus dem Ölgemälde eine Hinterglasmalerei. Letzter Technik lebt von Konturen und Kontrasten. Der Computer ist ein ideales Medium, um Konturen zu erkennen und Kontraste zu verstärken. 

Vom Kontrast zur Farbumkehrung

Die Hinterglasmalerei

Hinterglasmalerei ist ein Überbegriff für verschiedene Techniken mit einer Glasplatte als "Leinwand". Eine oft verwendete Methode wird auch als Hinterglasradierung bezeichnet. Dabei wird zunächst eine Platte mit dunkler Farbe mehrmals grundiert und zum Trocknen gestellt. Danach wird das Motiv aus der dunklen Platte herausgeschabt. Der Künstler arbeitet dabei seitenverkehrt. Zum Herausschaben dienen Nadeln mit verschiedenen Stärken.

Jedes gängige Bildbearbeitungsprogramm verfügt über  Einstellungsmöglichkeiten für Kontrast, Farbmodus und Farbumkehrung. Zunächst wird der Kontrast so weit verstärkt, bis die Konturen des Originalbildes sehr deutlich hervortreten. Anschließend wird für das Bild der Schwarzweißmodus eingestellt, und zwar auf strikte Weise, also ohne die Unterscheidung in Graustufen. Sichtbar sind nur reines Schwarz und Weiß. In einem dritten Schritt wird die Inversfunktion betätigt. Die Farben werden dadurch umgekehrt und das Bild erscheint wie mit einer Nadel ausgeschabt.


Kreativität oder Nachahmung ?

Leonardo da Vinci
Mona Lisa im Original
Die Mona Lisa im Original

Wer mit seinem Bildbearbeitungsprogramm schon etwas vertrauter ist, kann auch mit Bildausschnitten experimentieren, also nur bestimmte Teile eines Bildes zur Modifikation auswählen und andere unverändert lassen. Dabei wird das Motiv des Originalbildes allerdings verändert.
Grundsätzlich gibt es zwei Richtungen der digitalen Bildkunst, und beide habe ihren eigenen Reiz. Der eher technisch orientierte Bildkomponist strebt danach, ein bestimmtes Bild entweder nach realer Vorlage oder nach einer bestimmten im Kopf befindlichen Vorstellung mit dem Instrumentarium des Computers umzusetzen.
Um dies halbwegs befriedigend praktizieren zu können, ist die langfristige Einarbeitung in ein gutes Bildbearbeitungsprogramm notwendig. Hilfreich ist auch das Herbeiziehen von Fachliteratur zum gewählten Programm, um wenigstens die wichtigsten Funktionen einigermaßen zu beherrschen. 

Der inspirative Künstler geht spielerisch vor, probiert nach Lust und Laune aus und erkennt, in welchem Moment die Maschine etwas ausgeworfen hat, das seinen ästhetischen Vorstellungen entspricht. Beide Charaktere brauchen ein bestimmtes Grundwissen zum verwendeten Bildbearbeitungsprogramm, der letztere darf wird aber eher mit dem Improvisieren beginnen. Eigentlich sind die Programme nicht für diese Herangehensweise gedacht, aber vielleicht liegt eben darin ein gewisser Reiz. Vor Überraschungen ist man bei der Bildbearbeitung jedenfalls nie sicher.

Morgen bei aphilia: Die Bewegungsimitation