GESCHICHTE
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Die Geschichte Spaniens (3): Erste und zweite Republik
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Napoleon in Spanien

Die Schlacht von Trafalgar
Die Schlacht bei Trafalgar in einem Gemälde von 
Clarkson Stanfield

Zu Beginn des 19. Jahrhundert finden in Spanien wie im übrigen Europa sogenannte Befreiungs- oder Unabhängigkeitkriege gegen Napoleon Bonaparte statt. Noch 1805 hatten die Spanier gemeinsam mit den Franzosen in der Seeschlacht von Trafalgar (östlich der Straße von Gibraltar) gegen die Briten gekämpft - und verloren. Schon 1807 marschiert Napoleon in Spanien ein, im Jahr darauf stürzt er die Herrschaft der zu dieser Zeit regierenden Bourbonen und setzt seinen Bruder Joseph als spanischen König ein.
Nun ist es ein gesamteuroäisches Phänomen, dass die napoleonische Herrschaft zwar als Joch empfunden wird, mit ihr aber gleichzeitig eine Politik der Modernisierung einhergeht. Ursache ist nicht zuletzt der von Napoleon entwickelte Code Civil, eines der wichtigsten Bücher der europäischen Rechtsgeschichte. Es schreibt vorher nicht durchsetzbare bürgerliche Rechte für den Einzelnen fest, garantiert Glaubensfreiheit und enthält plebiszitäres Gedankengut. Letzteres richtet sich in den besetzten Gebieten - so will es die Ironie der Geschichte -  gegen seinen Schöpfer Napoleon selbst. 1814 hat man die französischen Truppen aus Spanien vertrieben und Ferdinand VII. gelangte auf den Thron. Er will den absolutistischen Staat wieder einführen, erfährt aber Widerstand von Anhängern einer für Spanien bis daher ungekannten Staatsform - der Republik.

Die Verfassung von Cadiz

Miguel de Cervantes
Napoleon

Cadiz ist einer der letzten unabhängigen Orte im französisch besetzten Spanien. Dort schreibt ein Exilparlament im Jahr 1812 die erste spanische Verfassung. Sie wird 1814 von Ferdinand abgesetzt und auf Druck der Spanischen Revolution von 1820 wieder eingesetzt. Das liberale, plebiszitäre Zwischenspiel ist aber schon 1823 beendet und Ferdinand betreibt weiterhin eine absolutistische, nach rückwärts orientierte Politik. Sie ist aber mit wenig Erfolg verbunden und das Land gerät erneut in die Krise, als über die Thronfolge der noch von Ferdinand VII. eingesetzten Isabella II. ein heftiger Streit entbrennt. In einer Zeit der geschwächten Monarchie proklamiert Spanien 1873 die erste Republik. 

Die erste spanische Republik

Requesens
Die Festung von Requesens in den Pyrenäen. Bild: MA Ernst
Wie schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts ist das liberale Experiment in Spanien nicht von langer Dauer, denn zu rigide pochen die einzelnen Interessengruppen auf die Durchsetzung ihrer eigenen Vorstellung von der Res Publica (lat.: öffentliche sache). In Spanien denkt man wie Cervantes' Romanfigur Don Quixote noch immer rückwärts gewandt. Als Symbol dieser Haltung mag die Restaurierung der alten Pyrenäenfestung Requesans dienen. Halb Wehranlage, halb Märchenschloss wird sie am Ende des 19. Jahrhunderts aufwändig hergerichtet und dient als Projektionsfläche für romantische Phantasien und die Wiederkehr vergangener Zeiten.
Dabei benötigt die Gesellschaft im Umbruch zur Moderne nichts mehr als einen unverklärten Blick auf die Probleme der Gegenwart. Die Gegner der Republik sind zahlreich. Nicht nur regionale Identitäten verhindern die Entwicklung eines einheitlichen spanischen Staates, auch die "Karlisten", Anhänger des bourbonischen Herrschaftshauses und der katholische Kirche, stehen dem Projekt Nationalstaat ablehnend gegenüber. Die erste spanische Republik scheitert schon nach knapp zwei Jahren im Dezember 1874. Was folgt ist eine Rückkehr zur Monarchie und ein Kulturkampf, der durch das Aufkommen der Arbeiterbewegung und ihrer verschiedenen, auch miteinander konkurrierenden Strömungen noch zusätzlich angeheizt wird. Die Schwächung im Inneren geht mit außenpolitischen Niederlagen einher. Von 1886 bis 1931 herrscht Alfons XIII. In seiner Regierungszeit verliert Spanien die Inseln Kuba, Puerto Rico und die Phillipinen. Auch innenpolitisch verschärfen sich die Auseinandersetzungen. Unter General Miguel Primo de Rivera formiert sich eine Vorgängerbewegung zum späteren Franco - Regime: Rivera errichtet eine Diktatur unter einer nationalistischen Ideologie. Den König lässt er dabei auf seinem Thron, um sich den Rückhalt bei den Monarchisten zu sichern. 1930 tritt Rivera aus Furcht vor einem Putsch von Seite des Militärs zurück. Schließlich gewinnt die Demokratie die Oberhand, und 1931 wird die zweite spanische Republik gegründet. In sie werde hohe, zu hohe Erwartungen gesetzt.

Die zweite spanische Republik

(1) Die Reconquista
(2) Die Inquisition
(3) Erste und Zweite Republik
(4) Bürgerkrieg
Die Demokratie wird zunächst überschwänglich gefeiert, doch die Voraussetzungen sind alles andere als günstig. Der Staat ist zwar formal von der Kirche getrennt, tatsächlich fühlen sich aber seine Bürger dem Katholizismus näher als der Demokratie. Zudem gibt es soziale konflikte zwischen Arbeitern und Großgrundbesitzern und separatistische Bewegungen in Katalonien und dem Baskenland. Die allgemeine Weltwirtschaftskrise, die 1925 erfolgte Ausschaltung des Parlaments in Italien und das Niedergehen der Weimarer Republik tun ihr übriges, um die Demokratie zu schwächen. Die zweite spanische Republik existiert nur bis 1936, in einigen Gebieten bis 1939. Am 17. Juli 1936 beginnt der spanische Bürgerkrieg.

Die Geschichte Spaniens (3): Erste und zweite Republik