GESCHICHTE
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Die Geschichte Spaniens (1): Von der römischen Provinz zur Reconquista
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Spanische Geschichte ist Weltgeschichte

Pyrenäen
Die Rolandsbresche in den Pyrenäen
Bild: MA Ernst

Die Geschichte Spaniens ist weit mehr als nur Landesgeschichte. Auf der iberischen Halbinsel kreuzen sich Kulturen, Religionen und Ideologien auf vielfältige und nicht immer friedliche Weise. Wer sich mit der Geschichte Spaniens befasst, erhält einen kleinen weltgeschichtlichen Abriss hinzu. Dieser kleine Kurs beginnt mit den Anfängen als römische Provinz und führt über der Auseinandersetzung der Religionen und die Zeit des spanischen Kolonialreiches bis zum Bürgerkrieg und der Wiedergewinnung der Demokratie. 

Die natürlichen Grenzen Spaniens

Die natürliche Grenze Spaniens ist vor der Loslösung Portugals fast überall das Meer, nur im Nordosten gibt es mit dem Gebirgszug der Pyrenäen eine Landgrenze. Das Bild rechts zeigt die Rolandsbresche, die höchste Passverbindung zur iberischen Halbinsel. Nach dem Rolandslied hat es der Held mit seinem Wunderschwert Durendal in das Felsmassiv gehauen.  Die mythische Figur Roland war der Lieblingsneffe Karls des Großen und soll aus Verzweiflung über den Ansturm der übermächtigen Sarazenen, die ihn in einen Hinterhalt gelockt hatten, diesen wuchtigen Schlag geführt haben. Seinen Mitstreitern ermöglichte er dadurch die Flucht. Er selbst stürzte sich anschließend in das Schwert. Nach seinem Tode bemächtigte sich der Erzengel Gabriel der Wunderwaffe und trug sie direkt in den Himmel empor.  

Spanien als römische Provinz

Als eigenes, geschlossenes Territorium wird das von den Völkern der Kelten, Iberer und Tartessos besiedelte Spanien erstmal seit den Römern verstanden. Die römische Eroberung beginnt 197 v. Chr. im Süden rund um Gibraltar während des 2. Punischen Krieges. Aus diesem Gebiet entwickelt sich später die römische Provinz Baetica. Später kommt die rohstoffreiche Provinz Lusitania hinzu, die sehr grob mit der heutigen Landfläche Portugals übereinstimmt. Die dortigen Silber- und Eisenvorkommen werden zum Machterhalt des Imperiums ausgebeutet. Tarraconensis, die dritte Provinz, umfasst die übrige Halbinsel bis zu den Pyrenäen hinauf. Bis zum Jahre 19 v. Chr. ist die gesamte Halbinsel in römischem Besitz. Die Provinzen sind dem Senat unterstellt und werden von wechselnden Statthaltern regiert. Ihre Bewohner besitzen im Unterschied zu den Italienern ein eingeschränktes Bürgerrecht.
Im 3. Jahrhundert beginnt die Krise Roms. Germanen und Sassaniden erschütterten das Imperium von außen, Thronwirren, Korruption und immer höhere Steuern von innen. Das römische Reich zerfällt im Westen - im Osten wird es als Byzantinisches Reich noch über 1000 Jahre existieren - und die Zeit der Völkerwanderung beginnt. Um 400 n. Chr. dringen Alanen, Sweben und Wandalen ein, müssen aber kurze Zeit später vor den Westgoten flüchten. Im Jahre 419 wird Spanien zu einem westgotischen Königreich.

Die Herrschaft der Omajaden und die Klostergründungen

Bujaruelo
Das Kloster Sant Pere de Rodes 
Bild: MA Ernst

711 wird das westgotische Königreich Spanien mit Ausnahme eines schmalen Streifens im Norden (Asturien) von den Arabern erobert. Die Omajaden, eine aus dem Orient geflohene Herrscherdynastie, errichtet 756 das Emirat von Cordoba. Von 929 bis 1031 existiert das Emirat als islamischer Staat auf spanischem Boden und umfasst die Halbinsel im Süden und in der Mittel. Spanien erreichte dabei eine Zeit der wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und kulturellen Blüte. Denn das antike griechische Erbe, einst aus Griechenland vertrieben und im Orient bewahrt, wurde durch die weltanschaulich toleranten omajadischen Herrscher wieder nach Europa gebracht. Doch von Norden aus bildeten sich christliche Herrschaften, u. a. in Astrien, Kastilien, Galicien, Navarra, Leon und Aragon. Es ist die Zeit der Klostergründungen. Das abgebildete Benediktinerkloster Sant Pere de Rodes ist urkundlich erstmals im 9. Jahrhundert erwähnt, die Fundamente gehen aber schon auf eine frühere Zeit zurück. Die zerklüfteten Pyrenäen bieten schon seit langem ein Refugium gegen die fremden Herrscher.

Die Reconquista

Aristoteles
Averroes
Karl Martell
Bujaruelo
Die Brücke von Bujaruelo am Jakobsweg
Bild: MA Ernst

Schon seit 732, dem Jahr des Sieges von Karl Martell über die Mauren in der Schlacht von Tours und Poitiers, keimt die Idee der sogenannte Reconquista auf, der Rückeroberung und Rekatholisierung Spaniens. Als Zeichen der Bekräftigung des christlichen Glaubens werden später die Jakobswege gegangen. Nach der christlichen Überlieferung hat Jakobus der Ältere einst Spanien missioniert, und die Pilger gehen den Weg von Norden her über die Pyrenäen bis nach Santiago di Compostela. Der Mythos besagt, dass ich dort das Grab des Apostels befindet. Im hohen Mittelalter, also etwa von 1050 bis 1350 entwickelt sich eine regelrechte Pilgerbewegung. Es werden Herbergen gebaut, Kirchen und Kathedralen errichtet. Die Wege werden ausgebaut und befestigt. Das Bild rechts zeigt die Brücke von Bujaruelo am Jakobsweg.

Die Reconquista
Die Inquisition
Erste und Zweite Republik
Bürgerkrieg

Die Reconquista wird über die Jahrhunderte mit unterschiedlicher Intensität betrieben, denn es gibt immer wieder Phasen des Ausgleichs der Kräfte zwischen Arabern und Christen. Eine Brücke zwischen den Kulturen schlägt im 12. Jahrhundert der Philosoph Averroes, der die Werke von Aristoteles kommentiert und für die christlichen Gelehrten zugänglich macht. Doch nach dem Zerfall des Emirats von Cordoba änderte sich die Situation. Als Wendepunkt wird die Schlacht von Navas de Tolosa angesehen, einer der größten militärischen Auseinandersetzungen des an Schlachten nicht eben armen Mittelalters. Unter der Führung von Alfons VIII. von Kastillien reiben die christlichen Heere der Königreiche Aragón, Kastilien und Navarra die muslimischen Almohaden auf und die arabische Macht erholt sich von dieser Niederlage nicht mehr. 1236 fällt Cordoba an die Kastilier, 1248 folgt Sevilla. Eine muslimische Enklave bleibt die Region um Granada, dort regierten seit 1230 die Nasriden als letzte islamische Dynastie in Spanien. 1479 heiraten Königin Isabella I. von Kastilien und Ferdinand II. von Aragon, vereinigen dabei ihre beiden Königreiche, und die iberische Halbinsel wächst zu einem einzigen spanischen, katholischen Land mit Ausnahme von Grenada. 1492 wird auch die letzte muslimische Enklave erobert. Die letzten Araber werden ebenso wie die spanischen Juden, die sogenannten Sefarden, des Landes verwiesen und es beginnt mit der Entdeckung Amerikas eine neue Epoche der Geschichte.

Geschichte Spaniens (1): Röm. Provinz bis Reconquista