Pädagogik
Teil 4

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Die Pädagogik der Adenauerzeit (4): Erziehung zum sozialen Verhalten
Wahrheit und Lüge | Gehorsam | Erziehungsziele | Soziales Verhalten | Familienkunde | Volk, Staat und Kirche
Familiengründung | Die Ehe | Frau in der Familie | Frau in der Gesellschaft | Hausfrau | Sexualpädagogik

Die Erziehungslehre der 50er Jahre

Pädagogik der Ära Adenauer
Erziehungslehre 1952/53
Bild: Erika Biehl

Die 50er waren eine konservative Zeit. Das sorgfältig geführte Heft der damals 17-jährigen Erika Biehl 1952/53 gewährt einen unverfälschten Zugang in die Moralvorstellungen der Ära Adenauer. Familie, Gemeinschaft und Religion bilden sie Säulen der damaligen Erzeihungslehre. 

Die Erziehung zum sozialen Verhalten

Erklärung: Was heißt soziales Verhalten?
Es ist ein echtes Gemeinschaftsverhalten, d.h. der Einzelne ist zur Gemeinschaft hingerichtet. Worin liegen die Forderungen nach sozialem Verhalten und das soziale Verhalten selbst begründet? Der Mensch lebt in der Gemeinschaft, niemals allein. Das haben schon die heidnischen Philosophen erkannt "der Mensch ist ein Gemeinschaftswesen". Wir denken an das Bibelwort "es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei", d.h. also, der Mensch ist von GOTT als Gemeinschaftswesen erschaffen.

Was lehrt uns das Leben zur sozialen Gemeinschaft?

Ein Schulheft als Zeitmaschine 

Dieser Kurs verzichtet bewusst auf die sonst üblichen didaktischen Elemente. Stattdessen wurde das gesamte Schulheft des Faches Erziehungslehre originalgetreu abgeschrieben und an einigen wenigen Stellen orthographisch überarbeitet. 

Im Kontext mit der aktuellen Werte- und Erziehungsdebatte nach den Amokläufen in Erfurt und Winnenden wird heute vielfach nach pädagogischen Rezepten aus der Vergangenheit gerufen. Das Schulheft gewährt einen weder geschönten noch verdammenden Einblick in die pädgogischen Ziele, die  Methoden und das zugrunde gelegte Menschenbild der Nachkriegs - Ära.

Der Mensch kann nicht für sich allein existieren, er braucht den Nebenmenschen. Der Mensch, der sich abschließt, wird ein Sonderling.

a) Das Kind: Es braucht äußere Hilfe von Geburt an. Denken wir an die Sprache (Nachahmung = oder besser Mit-tu-Trieb). Das Kind erlernt durch Mittun. Es braucht aber auch Hilfe zum inneren Wachstum, braucht das Wort der Eltern, Lehrer, braucht Bücher, braucht die Jugendgemeinschaft.

b) der Erwachsene: Der Mensch ist im Leben auf den anderen Menschen angewiesen. Im äußeren Leben: Nahrung, Kleidung, Wohnung, Arbeit, Beruf, in der Krankheit, in der ganzen Kultur. Im Innenleben: Leid, Freude, Angst, im Erfolg und Mißerfolg, im Zweifel usw. Geteiltes Leid, geteilte Freude. Zum echten Menschsein gehört aber auch nicht nur das Empfangen, sondern auch das Geben, Schenken, sich mitteilen. Die besten Kräfte des Menschen streben zum Du hin, Liebe, Güte, Mitleid, Bermherzigkeit, Treue, Verstehen, aber auch ständige Hilfsbereitschaft. Die Efahrung lehrt, daß der mensch die volle Entfaltung seines Wesens und damit sein Glück nur in echtem, sozialen Verhalten findet; nämlich dadurch, daß er wirklich auf das Du hingerichtet ist.

Aber ebenso zeigt die Erfahrung, daß der Mensch diese Tatsachen nicht erkennt, nicht einsetzen will. Er meint, sein Glück darin zu finden, daß er das Ich, sich selbst also in den Mittelpunkt seines Denkens und Handelns, seines ganzen Lebens stellt. Die Folge ist: Ichhaftigkeit, Egoismus, Selbstsucht in mannigfaltigen Formen. Das bedeutet eine große Gefahr für den Menschen selbst und eine noch größere für die Gemeinschaft.

Morgen bei aphilia: Familienkunde